Im heurigen Frühjahr stand eine besondere gleisbautechnisch Herausforderung an: Der seit dem ÖBB-Erztransport der 1970er-Jahre nicht mehr erneuerte Gleisbogen im Plattentunnel war auf einer Länge von 250m so desolat, dass die Schienen unbedingt ausgetauscht werden mussten, um überhaupt den Planbetrieb im Sommer starten zu können. Die Schienen samt deren Befestigungen waren vom Plattenrost betroffen, während die Stahlschwellen hingegen noch gut erhalten sind.
Das komplexe Projekt erforderte eine monatelange Vorbereitung und eine detaillierte Planung der vielschichtigen Tätigkeiten sowie eine präzise Abstimmung der Arbeitsabläufe, die unser Obmann Joachim Lanner als Bauleiter und Koordinator trotz der unvorhergesehenen Schwierigkeiten durch die für Ende April außergewöhnlichen Schneesituation - der Bahnhof Erzberg war in den kritischen Bauphasen per Schiene nicht erreichbar - mit Bravour meisterte.
Soweit möglich wurden die Arbeiten ehrenamtlich von Mitgliedern und Helfern erbracht, um die professionellen Arbeiten der Gleisbaufirma auf ein Minimum zu reduzieren
Bereits im Herbst 2020 wurde ein Teil des benötigten Kleineisens vorsortiert, in Materialwagen verladen und gemeinsam mit den beiden mit Schienen beladenen Flachwagen von Vordernberg zum Bahnhof Erzberg transportiert. Dort konnten mithilfe eines Zweiwegebaggers die benötigten Schienen abgezogen und geordnet abgelegt werden. Weiteres Material, ein Wohnwagen sowie die Diesellok 2060 verbrachten den Winter am Bahnhof Erzberg.
Die ersten beiden Aprilwochenenden konnten für die Vorbereitungsarbeiten im Tunnel genutzt werden: eine komplette Ausleuchtung der Tunnelbaustelle mit LED-Scheinwerfern wurde installiert und die lösbaren geschraubten Schienenbefestigungen bis auf ein Minimum entfernt.
Für die heiße Phase der Gleisbaustelle musste wegen der schneebedingten Streckensperre die gesamte Materialzuführung mittels LKW auf dem Umweg über den Präbichl und die Straßen des Erzbergs abgewickelt werden. Am letzten Aprilwochenende wurden alle unlösbaren Schienenbefestigungen abgeschnitten und auf etwa 130 Meter Gleis die Doppelfedernägel der Bauart „Macbeth“ mithilfe eines Zweiwegebaggers herausgerissen. Im Anschluss erfolgte die Montage der neuen Rippenplatten auf den vorhandenen und gut erhaltenen Holzschwellen.
Am Wochenende um den ersten Mai fand schließlich der eigentliche Schienentausch statt. Mit dem Abtransport der alten Schienen aus dem Tunnel und dem Zerschneiden auf handhabbare Längen konnte die Baustelle mit Ausnahme letzter Aufräumarbeiten erfolgreich abgeschlossen werden. Um alle Synergieeffekte zu bündeln, wurde der Abtransport des Zweiwegebaggers noch für die Räumung der Nordrampe von den jährlichen Sturmschäden genutzt. Dadurch war ab Mitte Mai die Gesamtstrecke wieder vollständig befahrbar!
Nach dem Schienentausch stand nun zuletzt das Verschweißen der ganzen Schienenstöße an. Dies konnte nun in den vergangenen Wochen an mehreren Arbeitstagen mithilfe professioneller Unterstützung erledigt werden. Dabei kam für die insgesamt 30 Schweißungen das durchaus spektakuläre Thermit-Schweißverfahren zur Anwendung. Zuvor mussten jedoch noch die jeweiligen Schienenenden genau aufeinander eingepasst werden, was vor allem im Bogen mit ein wenig Geduld und Fingerspitzengefühl verbunden war. Nach der letzten Schweißung wurden auch gleich die Signale für die Langsamfahrstelle entfernt, womit die Gleisbaustelle rechtzeitig vor Saisonbeginn nun endlich erfolgreich abgeschlossen werden konnte!
Fotos: © Verein Erzbergbahn / Steiermark360